Haltung und Zucht der Harlekinwachtel
(Coturnix delegorguei)
Ebenso wie die unter Exotenzüchtern allseits bekannte Chinesische Zwergwachtel (Coturnix chinensis) gehört auch die etwa 18 cm große Harlekinwachteln zur Familie der Feldhühner. Die Hennen ähneln sehr den wildfarbigen Zwergwachtelweibchen, jedoch ist das Kleingefieder an Brust und Seiten weniger gestreift und erscheint leicht rotbraun.
Die Hähne sind durch ihre weiße Kehle mit schwarzer Zeichnung, die rotbraunen Flanken und die schwarze Unterseite, die in der Mitte durch einen hellen Streifen durchbrochen ist, deutlich von den Hennen zu unterscheiden. Ursprünglich bevölkert diese Wachtelart in mehreren Unterarten die Savannen und Steppen Afrikas, die sich ab etwa 10 bis 30 Grad nördlich, beziehungsweise südlich des Äquators befinden. Dort lebt sie zur Trockenzeit in kleineren Gruppen mit ihren Artgenossen zusammen. Während der Brutzeit, die sich nach der Regenzeit richtet, bilden sich dann Paare, die ihr eigenes Brutrevier besetzen und dieses gegen andere Artgenossen verteidigen. Aufgrund der unterschiedlichen Lage nördlich bzw. südlich des Äquators differiert auch die Brutzeit der Harlekinwachteln in den unterschiedlichen Regionen um bis zu einem halben Jahr. In ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet ernähren sich Harlekinwachteln hauptsächlich von halbreifen Sämereien sowie von kleinen Insekten und deren Larven.
Doch nun zu meinem eigentlichen Artikel über die Haltung und Zucht der Harlekinwachteln in der Voliere. Meine Harlekinwachteln habe ich Anfang April 2000 auf einer Vogelbörse erworben. Beide Tiere waren mit 2000-er Ringen beringt, woraufhin mir der Züchter erzählte, dass er seine Harlekinwachteln im Winter in einer Kellervoliere züchtet. Da Harlekinwachteln aber schon mit etwa 2 Monaten geschlechtsreif sind, entschloss ich mich das Paar sofort in eine Außenvoliere zu setzen. Diese ist etwa 4m x 3m x 2,5 m (L x B x H) groß und ist mit verschiedenen Nadelgehölzen unterschiedlicher Größe, wie z.B. Fichten, kleinen Blautannen u.ä., bepflanzt. Der Boden ist komplett mit einer etwa 10 cm starken, groben Rindenmulchschicht bedeckt. Neben den Harlekinwachteln befinden sich noch 1.1 Buchfinken, 1.1 Bluthänfling sowie 1.1 Girlitz in der Voliere. Währen der ersten Tage fühlten sich die Wachteln sichtbar unwohl, was eindeutig an der Temperatur- und Witterungsumstellung lag. Dieses Unwohlsein änderte sich aber stetig mit den steigenden Temperaturen ab Mitte April.
Als Grundfutter erhalten alle meine Wachteln eine Körnerfuttermischung für Exoten, sowie täglich frisches Wasser. An Lebendfutter stehen Mehlwürmer, sowie zur Brutzeit und Jungenaufzucht Mini-Mehlwürmer und Pinkies zur Verfügung. Ebenso befindet sich in der Voliere ein Kaninchenmisthaufen, in dem sowohl die Wachteln, als auch die Waldvögel allerlei verschiedene Kleinstlebewesen finden und der gerade von der Wachteln sehr gern aufgesucht wird. Durch das Reichen von Mehlwürmern werden die Harlekinwachteln sehr schnell sehr zahm und fressen ohne Angst aus der Hand, was auch auf die Jungen übertragen wird. Frisches Grünfutter, hauptsächlich Vogelmiere, gekeimte Negersaat und Taubensteine stehen ebenfalls zur Verfügung. In einer trockenen Volierenecke haben die Harlekinwachteln den Rindenmulch zur Seite gescharrt um dort im Sand zu baden.
Durch die große Menge an Lebendfutter, dass die Wachteln erhielten, kamen sie sehr schnell in Brutstimmung, so dass schon am 24.04.2000, etwa drei Wochen nach dem Kauf, das erste Ei in einer Volierenecke lag. Das Nest lag geschützt hinter mehreren kleinen Blautannen. Die Nestmulde wurde nur in den Rindenmulch gescharrt, weiteres Nistmaterial wurde nicht eingetragen. In täglichem Abstand wurden zwölf Eier gelegt, die aber leider nicht bebrütet wurden. Am 07.05.2000 wurde in einer anderen Ecke eine neue Nistmulde angelegt. Das Gelege war mit zehn Eiern komplett und wurde ebenfalls nicht bebrütet. Wiederum in einer anderen Volierenecke begann die Henne am 23.05.2000 erneut zu legen. Nach sieben gelegten Eiern fing die Henne nun tatsächlich an zu brüten, hörte allerdings nach zwei Tagen wieder auf. Danach hatte ich alle Hoffnungen begraben, in diesem Jahr noch junge Harlekinwachteln nachzuziehen.
Ab dem 04.06.2000 jedoch begann die Henne wiederum an der selben Stelle zu legen an der sie auch ihre ersten Eier ablegte. Erneut wurde nur einen Mulde in den Rindenmulch gescharrt. Es wurden sechs ockerfarbene bis olivbraune Eier gelegt, die mit kleinen dunkelbraunen Punkten über die ganze Fläche hinweg überzogen waren. Die Eier hatten eine durchschnittliche Größe von 28,0 x 21,0 mm. Das Weibchen brütete sehr fest und verließ nur zum Fressen und Kot absetzen kurzzeitig das Gelege. Dabei wurde es dann vom Männchen begleitet. Dieses verteidigte zur Brutzeit mit recht lauten, schrillen Rufen das Revier.
Nach 17-tägiger Brutzeit schlüpften dann drei Küken, zwei Küken starben noch vor dem Schlupf und ein Ei war unbefruchtet. Die Küken ähneln in der Zeichnung sehr denen der wildfarbigen Chinesischen Zwergwachteln, jedoch sind sie viel heller und deutlich größer. Mit dem Führen der Jungtiere wurde der Hahn mit heftigen Attacken konsequent aus der Nähe der Jungen verjagt. Auch an der Fütterung durfte er sich nicht beteiligen. Genauso verhielt sich die Henne mir gegenüber, beim Versuch die Jungen zu fotografieren. Da das Wetter immer noch recht feuchtkalt war, wurden die Jungtiere fast ständig gehudert. Häufig waren Stimmfühlungslaute zwischen der Henne und den Jungtieren zu hören. Zur Aufzucht reichte ich fein zermahlenes Exotenfutter sowie Fasanenaufzuchtfutter und Insektenfutter für Weichfresser, was auch sehr gern angenommen wurde. Ab dem dritten Tag kamen zwei mal täglich Mini-Mehlwürmer oder Pinkies hinzu. Seitdem fraßen Henne und Küken auch wieder gemeinsam aus meiner Hand, der Hahn jedoch wurde noch immer nicht in der Nähe der Jungtiere geduldet. Ab diesem Tag begannen auch die Schwungfedern deutlich zu wachsen. Am zehnten Tag waren die Flügel bereits voll befiedert und die Schwanzfedern brachen durch. Nun wurde auch der Hahn wieder in der Nähe der Jungtiere geduldet. Zwei der drei Jungen wuchsen sehr schnell heran. Das dritte jedoch kam mit dem Wachstum seiner Geschwister nicht mit und verstarb leider am 10.07.2000. Da das Wetter zu diesem Zeitpunkt auch wieder deutlich kühler und vor allem windiger wurde, entschloss ich mich, die Henne mit den Küken in einen Schutzraum umzusetzen. Nach eintägiger Umgewöhnungszeit verhielten sie sich wieder genauso zahm, wie auch in der Außenvoliere. Nach 17 Tagen waren der Schwanz sowie das Kleingefieder, mit Ausnahme des Kopfes, voll entwickelt. Dann besserte sich das Wetter auch wieder allmählich, woraufhin ich mich entschloss, die Wachteln wieder in eine Außenvoliere zu setzten, da sie dort viel bessere und ausgewogenere Futterbedingungen vorfanden. So wurden die zwei Jungtiere mit der Henne in eine Voliere gesetzt, die an die Zuchtvoliere grenzt. In der Zuchtvoliere befand sich immer noch der Hahn. Ich setzte sie nicht mit dem Hahn zusammen, da ich Angst hatte, dass er die Jungtiere nach der Trennung attackieren würde. Mit 24 Tagen war der Kopf schon teilweise befiedert. Die Jungtiere hatten jetzt etwa die Größe von Chinesischen Zwergwachteln erreicht und wurden mit 4,5 mm Ringen beringt. Zu diesem Zeitpunkt stellte die Henne das, wenn auch nur noch kurzweilige, Hudern der Jungtiere ein und widmete sich Tag für Tag mehr dem Hahn, der in der Nebenvoliere immer wieder mit kleinen Leckerbissen lockte und dessen dreisilbiger Ruf jetzt wieder häufiger vorgetragen wurde.
Als die Henne dann auch wieder zu legen begann, entschloss ich mich, sie zum Hahn zurück in die Zuchtvoliere zu setzten. Weil beide Volieren aneinander grenzen, war ein ständiger Sicht- und Rufkontakt zwischen den Wachteln möglich. So war zu beobachten, wie besonders die Jungtiere versuchten in die Nebenvoliere zu gelangen. Mit 31 Tagen waren die Geschlechter zu erkennen. Es stellte sich heraus, dass es 1.1 waren. Beim Hahn war die weiße Kehle, die durch ihre schwarze Kehlzeichnung deutlich vom Brustgefieder abgesetzt war, zu erkennen. Wenige Tage später brachen beim Hahn die ersten schwarzen Federn auf Brust und Unterseite durch. Die Henne ähnelte in ihrer Zeichnung der Zuchthenne. Mit 50 Tagen waren beide Tiere voll ausgefärbt und hatten die Größe ihrer Eltern erreicht. Die Althenne legte zwar noch etwa bis Mitte August, jedoch wurde keines der Eier mehr bebrütet.
Alles in allem ist die Harlekinwachtel gerade für den Anfänger in der Exotenzucht sehr zu empfehlen, da sie relativ leicht nachzuzüchten ist, wenn bestimmte Bedingungen, beispielsweise eine ausreichend große, naturnah eingerichtete Voliere und genügend Lebendfutter, gegeben sind. Es ist jedoch schade, dass diese sehr ansprechende Wachtelart nur relativ selten angeboten wird. Daher ist es zu wünschen, dass sich noch viel mehr Züchter dieser ruhigen, leicht zähmbaren und äußerst hübschen Wachtelart annehmen , damit die Harlekinwachtel vielleicht auch irgendwann einmal den gleichen Stellenwert wie die Chinesische Zwergwachtel erreicht.